Etwa die Hälfte der Bewohner der Erde leben bereits im Bereich der Städte. Experten gehen davon aus, dass sich der Zustand innerhalb der nächsten Jahrzehnte noch weiter zuspitzen wird. Nach allgemeinen Schätzungen soll der Gesamtanteil der Landbewohner im Jahr 2050 nur noch rund ein Viertel betragen. Die derzeitige Weltbevölkerung (2021) umfasst etwa 7,8 Milliarden Menschen. Nach Schätzung der UNO wird sich diese Zahl bis zur Mitte dieses Jahrhunderts auf 9,7 Milliarden erhöhen. Da die Wachstumsrate in den ärmeren Regionen generell höher ist, wird die Verdichtung dort zuerst sichtbar.
Akute Probleme
Doch schon jetzt weisen die meisten größeren Städte der Industriestaaten erhebliche strukturelle Probleme auf. Es herrscht eine Knappheit an Wohnräumen und in den Zentren drängen sich monoton texturierte Wolkenkratzer und Wohnblocks mit mehrstöckigen Gebäuden eng aneinander. Die allgemein Wohnraumknappheit spiegelt sich auch in den durchschnittlichen Quadratmeterzahlen und den Mietpreisen wider. Die wenigsten Menschen, die in den größeren Städten arbeiten, können sich adäquaten Wohnraum vor Ort leisten. Viele der bezahlbaren kleineren Wohnungen bieten nur den nötigsten Komfort und man lebt auf engstem Raum.
Umdenken erforderlich
Ein weiteres klassisches Grundproblem sehr vieler Städte ist, dass es dort insgesamt zu wenige Grünanlagen und Freiflächen gibt. Dies ist kein rein optisches Defizit. Denn es wirkt sich auch auf das Klima der Städte aus. Außerdem kommt es vielerorts besonders in den wärmeren Zeiten zwischen den Gebäuden zu Temperaturerhöhungen und Luftstaus. Die meisten vorhandenen Infrastrukturen sind zudem nicht für das verstärkte Verkehrsaufkommen ausgelegt. Weiterhin leidet die Luftqualität vieler Städte noch immer chronisch unter der erhöhten Abgasbelastung.
Da stellen sich natürlich die Fragen, wie die Städte der Zukunft aussehen könnten und was sich im Bereich der Städteplanung grundlegend ändern müsste. Denn nur mit neuen Konzepten sind wir der wachsenden Bevölkerung auf Dauer gewachsen und kann mit der zunehmenden Urbanisierung unserer Lebensräume zurecht kommen.
Mehr Komfort und Begrünung
Die Städte der Zukunft sollten ihren Bewohnern ein Höchstmaß an Komfort bieten und von Grund auf als menschenfreundliche Lebensräume konzipiert werden. Die Städte dürfen nicht bis auf den letzten Quadratmeter verdichtet und versiegelt sein. Grünflächen und Parkanlagen müssen das allgemeine Stadtbild dominieren und für alle Bewohner kurzfristig erreichbar sein. Die Hochhäuser werden bedarfsgerechter und funktional effizienter konzipiert und sich homogener in die Stadtbilder einfügen. Die Begrünung dient nicht nur der Luftreinigung und der Verbesserung des Klimas. Es wäre auch an Gemüsegärten auf Dächern zu denken. Und durch systematisch integriertes Vertikal Farming innerhalb der Gebäude könnte man den Bewohnern ein hohes Maß an Grundversorgung bieten. Das ließe sich sowohl innerhalb der Wohngebäude als auch bestimmter Gebäude realisieren, die von der Allgemeinheit genutzt werden.
Energieunabhängig und verkehrsberuhigt
Die ideale Stadt sollte nicht auf externe Energie- und Lebensmittelversorgung angewiesen, sondern im Wesentlichen autark sein. Ein Großteil der Energieversorgung könnte durch Sonnen- und Windenergie gewährleistet. Neue Technologien werden dabei helfen, die Energiegewinnung noch effizienter zu machen. Im Bezug auf die Mobilität sollte sich einiges ändern. Der Personentransport wird durch öffentliche Angebote geregelt und automatisiert. Vernünftigerweise werden die größeren Individual-Fahrzeuge aus dem internen Stadtverkehr verbannt und nur für die An- und Abreise zu den inneren Stadtgebieten erlaubt.